Was ist “Mantrailing” ?
Mantrailing setzt sich aus zwei englischen Worten zusammen (“man” = Mann oder Mensch, “trail” = Spur,
Fährte). Es bedeutet grob ausgedrückt, der Hund folgt der Spur eines ganz bestimmten Menschen.
Diese immer beliebter werdende Beschäftigung für Hund und Halter kommt ursprünglich aus dem
Rettungshundewesen.
Der große Unterschied
Die meisten Rettungshunde sind Flächen- oder Trümmersuchhunde. Diese Hunde suchen generell nach
dem Geruch “Mensch”, wobei es keine Rolle spielt, welcher Mensch gesucht wird.
Im Gegensatz dazu sucht ein Mantrailer nur einen ganz bestimmten Menschen - nämlich den, dessen
Individualgeruch ihm als Suchauslöser gegeben wurde. Dabei lässt er auf seiner Suche alle anderen
Menschen, die ihm begegnen, außer acht.
Geruch “Mensch” = Geruch “Mensch” ?
Hunde können lernen, den generellen Geruch “Mensch” von anderen Gerüchen zu unterscheiden. Der
“Geruch Mensch” entsteht, weil wir in jeder Minute bis zu 40.000 abgestorbene Hautzellen abstoßen.
Diese winzigen Partikel, die sich ähnlich wie Rauch verhalten, verteilen sich über uns und um uns herum,
egal ob wir liegen, stehen oder uns fortbewegen. Sie werden von Bakterien zersetzt, welche dabei ein
Gas absondern. Diesem Geruch folgt der Hund.
Hunde können darüber hinaus aber auch lernen, aus den vielen Menschen einen bestimmten Menschen
herauszufiltern.
Unser Individualgeruch macht das möglich. Er besteht aus dem “Geruch Mensch” plus dem Geruch
unserer Hygieneartikel (Duschgel, Deo, etc.), bestimmten Vorlieben (Raucher, Gewürze, etc.) und/oder
Erkrankungen (z.B. Diabethes). So entsteht ein unverwechselbarer Geruch für den Hund.
Dennoch ist es anfangs schwierig für einen ungeübten Hund, verschiedene Menschen zu unterscheiden.
Dies wird langsam und stetig mit steigenden Anforderungen und Schwierigkeiten eingeübt.
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© Texte : Signal-Hund 2012
© Fotos : C. Landgrafe / S. Prade / D. Wilfroth / A. Henze
Dörte mit Jack
Jack beginnt eher verhalten
Person gefunden!
Warum “Mantrailing” ?
Hund sind Jagdraubtiere und mit einem erstaunlichen Geruchssinn ausgestattet (Makrosmatiker). Was
kann es Größeres für einen Hund geben, als gemeinsam mit seinem Rudelmitglied “Mensch” auf die
Jagd zu gehen? Mantrailing beinhaltet die komplette Jagdsequenz - Geruch aufnehmen, der Fährte
folgen und die Beute stellen.
Als Ersatz zur Endhandlung, die bei einer echten Jagd das Töten und Fressen der Beute wäre, erhält
der Hund sein Lieblingsspielzeug oder eine Portion Lieblingsfutter bei seiner Zielperson, entweder
direkt von dieser oder vom Hundeführer.
Der gemeinsame Spaß- und Spannungsfaktor
Ob Sie es glauben oder nicht - trailen macht Spaß, ist spannend und macht “süchtig”, sowohl beim
Menschen als auch beim Hund. Besonders wenn der Hundeführer nicht weiß, wo sich die Zielperson
aufhält und er seinem Hund blind vertrauen muss, kann man die Spannung fast mit den Händen greifen.
Mantrailing ist Teamarbeit! Nur gemeinsam kommt man ans Ziel. Der Hund lernt nach und nach, klare
Signale an seinen Menschen zu senden. Dieser lernt, seinen Hund besser zu lesen. Die gemeinsame
Arbeit verbindet und schweißt das Hund-Mensch-Team enger zusammen.
Damit das funktioniert, sollte man die Ausbildung zum Mantrailer(Führer) ruhig angehen und den Hund
langsam und gezielt aufbauen.
Anti-Jagd-Training
Mantrailing als Zusatz zum Anti-Jagd-Training einzusetzen klingt zunächst widersprüchlich, denn der
Hund entwickelt und trainiert durch das Trailen seinen Geruchssinn weiter.
Aber besonders für jagdlich ambitionierte Hunde schafft das Trailen den idealen Ersatz zum
ungewollten Hetzen und Jagen von Wildtieren. Hier darf er seinen Trieb ausleben, gemeinsam mit
seinem Menschen, und er hat jedes Mal Erfolg. Dieser ist bei der Hatz auf Hase, Reh und Co. eher
ungewiss.
Hunde, die getrailt werden, wollen aber auch trailen! Gibt man ihnen diese Möglichkeit nur
sporadisch, werden sie sich wieder dem Wild zuwenden...
Vorbesprechung des Trails
Gideon legt los
Gefunden!
Wer kann trailen ?
Zunächst einmal jeder, der einen gesunden Hund hat.
Mantrailing ist ein Hochleistungssport, daher sollten das Herz-Kreislaufsystem und die Gelenke /
Bänder des Hundes in Ordnung sein.
Beim Trailen steigen Herzfrequenz und Körperthemperatur an (um bis zu 2°C), die Atmung erhöht
sich von 3 bis 4 km/h auf das bis zu Zehnfache, also bis zu 40 km/h.
Im Stehen verteilt sich das Körpergewicht des Hundes auf 70% vorn und 30% hinten - dies kehrt sich
beim Trailen um, da die Hunde stark nach vorn gehen und sich ziehend ins Geschirr legen (dürfen).
Welche Ausrüstung brauche ich ?
Ihr Hund benötigt ein gut sitzendes Geschirr, das seine Luftzufuhr nicht einengt. Bitte achten Sie je
nach Hunderasse und Körperbau auf verschiedene Ausführungen und Passformen.
Wenn Ihr Hund generell im Geschirr statt im Halsband geführt wird, sollten Sie zum Trailen entweder
ein Geschirr mit deutlich anderer Passform auswählen oder ein anderes Startritual einführen, z.B. das
Anlegen eines speziellen (Leucht-)Halsbandes oder einer Hunde-Warnweste, etc.
Als Verbindung zu Ihrem Hund brauchen Sie eine Schleppleine, ca. 5 bis 10 Meter lang. Längere Leinen
sind eher unhandlich, besonders im Wald. Die Leine sollte griffig sein, sich dennoch nicht im Gestrüpp
verhaken können und möglichst aus einem nicht saugenden Material bestehen (z.B. Biothane).
Funkgeräte sind unerlässlich, um sich mit dem Trainer oder der Zielperson verständigen zu können.
Warnwesten sind ein muss - Sicherheit geht immer vor, sehen und gesehen werden, besonders bei
Trails im Dunklen. Es gibt auch Warnwesten und Leuchthalsbänder für Hunde.
Ein Trailprotokoll (siehe “Tipps”) ist ebenso sinnvoll. Nur so kann man seine Trainingserfolge
dokumentieren und oftmals fallen Fehler während des Trails erst beim Ausfüllen des Protokolls auf.
Weitere nützliche Dinge sind Kopflampen (prima in der Dämmerung oder bei Dunkelheit), GPS-Geräte
(viele neue Handys können als GPS-Gerät genutzt werden) und Umgebungskarten.
Simulation Kundengespräch
Hovawart “Paul” sucht los
Und auch er findet die Person
Wie sieht ein Trail aus ?
Zuerst brauche ich eine Zielperson (ZP), und von diesem Menschen benötige ich einen Geruchsartkel
(GA). Generell riecht alles, was ein Mensch angefasst hat, nach diesem Menschen, egal um welchen
Gegenstand es sich dabei handelt. Je weicher und größer der Geruchsartikel aber ist (T-Shirt), umso
einfacher hat es der Hund, weil sich natürlich sehr viel mehr Hautpartikel an diesem GA befinden.
Je nach Ausbildungsstand legt man den GA ausgebreitet auf den Boden (Anfänger) oder verstaut ihn in
einer Plastiktüte (ohne Weichmacher, erkennbar am Knistern) für die fortgeschrittenen Hunde. Profis
können den Geruch auch direkt z.B. von einem Autositz oder Kopfkissen abnehmen, wenn es sein muss.
Der Trail wird immer dem jeweiligen Ausbildungsstand des Hundes angepasst und vorher festgelegt.
Das bedeutet, die Länge des Trails und eventuelle Schwierigkeiten wie Kreuzungen, Überquerung von
Bachläufen oder der Wechsel von einem Untergund zum anderen muss gut bedacht werden.
Erhöhe ich in einem Punkt den Schwierigkeitsgrad (z.B. Abzweigung im Trail statt gerader Strecke),
müssen alle anderen Bedingungen, die bereits gut beherrscht werden, wieder auf ein Minimum
heruntergefahren werden, um den Hund nicht zu überfordern (z.B. die Länge des Trails).
Die Zielperson entfernt sich kommentarlos und läuft die zuvor festgelegte Strecke ab, Anfänger-
Hunde dürfen beim Weggehen des Menschen zusehen. Fortgeschrittene Hunde starten, auch ohne die
ZP zuvor gesehen zu haben. Hat die ZP ihr Versteck erreicht, erhält der Hundeführer per Funk die
Anweisung zu starten.
Der Hund wird vorbereitet, bekommt also das Trailgeschirr angezogen, erhält den GA und wird zum
Trailen aufgefordert. Er folgt dann der Geruchsspur, die seine ZP hinterlassen hat.
Diese besteht aus dem Geruch der Bodenverletzungen (aufgewühlter Boden, zerknickte Äste, etc.)
und dem Individualgeruch der ZP.
Wind und Wetter können dem Hund die Suche enorm erschweren. Bei tiefen Minus- oder hohen
Plusthemperaturen arbeiten die Bakterien weniger oder gar nicht mehr, sodass der Geruch schwächer
wird und verschwinden kann. Heftiger Wind verteilt die Geruchspartikel in andere Richtungen, bei
ungünstigen geographischen Verhältnissen kann an bestimmten Stellen eine Art Sogwirkung entstehen
(Kamineffekt) und der Hund “verläuft” sich. Starker Regen kann die Geruchspartikel aus dem Boden
wegspülen.
Warten auf das Startsignal
Labrador “Buma” in Action
Da sitzt ja wer... die ist es!
Trailen als Therapie
Nicht alle Hunde mögen Menschen. Manche haben vielleicht schlechte Erfahrungen mit ihnen
gemacht. Trailen kann helfen.
Generell führt man unsichere und ängstliche Hunde sehr behutsam ans Trailen heran. Sie dürfen zuerst
Menschen suchen, die sie kennen und mit denen sie kein Problem haben, wie Familienmitglieder oder
gute Freunde.
Erst wenn sie genau wissen, worum es beim Trailen geht und es gern tun, nähert man fremde Personen
an die Zielperson an, bis diese durch eine fremde Person ersetzt werden können.
Hunde mit Aggressionsverhalten gegen Menschen trailen entweder mit Maulkorb (was eher ungünstig
fürs Belohnen beim Finden ist) oder werden nicht bis zur Zielperson heran gelassen, sondern
ausschließlich vom Hundeführer belohnt, oder es steht ein Topf mit Futter in ausreichendem Abstand
zur ZP auf dem Boden.
Ängstliche und aggressive Hunde brauchen im Training sehr viel mehr Zeit als Hunde, die kein Problem
mit Menschen im Allgemeinen haben. Und diese Zeit sollte man ihnen auch geben.
Allerdings eignen sich solche Hunde nicht fürs Gruppentraining. Sie sollten stressfrei einzeln ans
Trailen herangeführt und betreut werden.
Der Lerneffekt
Jeder gefundene Mensch ist ein Erfolg.
Und Erfolg macht Spaß. Spaß kann nicht böse sein oder Angst machen.
Viele Hunde trauen sich nach und nach immer näher an die ZP heran und verlieren ihre Scheu, sodass
Trailen durchaus als sinnvoller Therapie-Zusatz innerhalb einer Verhaltenstherapie gewählt werden
kann.
Wichtig ist hier, wie bereits erwähnt, der ruhige und stressfreie Aufbau des Ganzen.
Trinken vor dem Trail - wichtig!
Ty geht es gemütlich an
Hinter’m Baum isse...